17. April 2025

Moderner Staat: Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD fokussiert Digitalisierung, um den Staat zu modernisieren. 

In der Vergangenheit war dieses Tor leider verschlossen, weil Themen für einen „Modernen Staat Deutschland“ nicht strategisch geplant und angegangen wurden. So waren zum Beispiel die Zuständigkeiten für Digitalisierung, Bürokratieabbau und Staatsmodernisierung nicht in einem Ministerium gebündelt, Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung wurden nicht zusammen gedacht, einzelne digital-politische Aufgaben über mehrere Ressorts verteilt und die Aufgaben bei dem Modernisierungsprozess zu selten aus der Perspektive von Bürgerinnen und Bürgern gedacht. 

Moderner Staat Deutschland. Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg für die Staatsmodernisierung.

Im Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ der CDU, CSU und SPD zur Digitalisierung, 21, Legislaturperiode werden basierend auf mehreren Fachbeiträgen und Analysen zur Digitalisierung mehrere thematische Schwerpunkte und konkrete Projekte strategisch identifiziert – die alle unterschiedlichen Bereiche des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft adressieren: 

1. Digitalministerium und staatliche Koordination   

Der Vertrag sieht die Einrichtung eines eigenständigen Digitalministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung vor. Dieses Ministerium soll die verschiedenen digitalpolitischen Maßnahmen zentral steuern und als Anlaufstelle für digitale Innovation und Modernisierung fungieren. Dabei werden beispielsweise Kompetenzen im Bereich moderner Verwaltungsdienstleistungen, Infrastrukturinvestitionen und strategische Maßnahmen zur digitalen Souveränität gebündelt. 

2. Digitalisierung der Verwaltung

Ein zentraler Baustein ist die umfassende Modernisierung der Verwaltung:   

  • Das „Digital-Only & Once-Only“-Prinzip wird etabliert, sodass Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen ihre Daten künftig nur einmal angeben müssen.
  • Mit der geplanten Einführung eines einheitlichen Deutschlands‑ID sollen sämtliche antragslose Verfahren einfacher und nutzerfreundlicher gestaltet werden.
  • Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Bürokratie abzubauen und den Zugang staatlicher Leistungen effizienter zu gestalten. 

3. Ausbau digitaler Infrastruktur

Der Koalitionsvertrag thematisiert den raschen Ausbau von Netzwerken und Rechenzentren:   

  • Ein TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz soll den Ausbau des Glasfasernetzes auch in weniger attraktiven Regionen forciert vorantreiben.
  • Der Standort Deutschland soll auch für Rechenzentren gestärkt werden – unter anderem durch Maßnahmen wie Strompreiskompensation, optimierte Genehmigungsverfahren und Erleichterungen bei der Nutzung von Abwärme.
  • Diese Projekte sind insbesondere wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit der digitalen Wirtschaft zu sichern und digitale Souveränität aufzubauen. 

4. Förderung von Künstlicher Intelligenz und Cloud-Lösungen

Die neue Koalition will Deutschland als „KI-Nation“ etablieren. Dafür sind massive Investitionen in die KI-Infrastruktur geplant, wie etwa:

  • Die Förderung von hochmodernen KI-Forschungszentren und die Initiative, KI-Reallabore — insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen — aufzubauen.
  • Ein ambitioniertes 100.000-GPU-Programm (im Zusammenhang mit einer sogenannten AI-Gigafactory) soll den Weg für moderne Rechenleistungen ebnen.
  • Diese Projekte umfassen auch den verstärkten Ausbau von Cloud-Strukturen, um datengetriebene Anwendungen zu unterstützen. 
Stärkung von Digitalen Kompetenzen

5. Offene Standards, Open Source und strategische IT-Finanzierung

Um eine echte digitale Souveränität zu erreichen, wird auch die Zusammenarbeit über Bund, Länder und Kommunen hinweg gestärkt:

  • Ein strategisch ausgerichtetes IT-Budget wird vorgesehen, mit dem konkrete Ziele für den Einsatz von Open-Source-Lösungen und die Festlegung offener Schnittstellen verfolgt werden.   
  • Institutionen wie das Zentrum Digitale Souveränität (ZenDiS) und die Sovereign Tech Agency sollen dabei eine koordinierende Rolle spielen.   
  • Dies soll dazu beitragen, unabhängige und transparente Grundlagen zu schaffen, die langfristig eine robustere digitale Infrastruktur ermöglichen. 

6. IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit 

Neben den klassisch-technischen Modernisierungen adressiert der Koalitionsvertrag auch die Sicherung kritischer Infrastrukturen:   

  • Gezielte Investitionen in den IT-Sicherheitsbereich sollen Cyberbedrohungen und die Integrität staatlicher sowie wirtschaftlicher Systeme besser abfangen.
  • Projekte zur Optimierung von Nachhaltigkeitsaspekten, wie etwa die verbesserte Nutzung von Abwärme in Rechenzentren, ergänzen dieses Portfolio.

Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die digitale Transformation nicht nur technisch, sondern auch ökologisch und sicherheitspolitisch zu untermauern. 

Diese vielfältigen Projekte zeigen, dass der Koalitionsvertrag nicht bei allgemeinen Absichtserklärungen stehen bleiben will, sondern darauf abzielt, konkrete Reformen und Investitionen in Schlüsselbereichen der Digitalisierung voranzutreiben. Dabei wird versucht, alle Ebenen – von der Verwaltung über die Infrastruktur bis zur Innovationsförderung in der Wirtschaft – miteinander zu verknüpfen. 

Ein interessanter Aspekt ist dabei, wie die strategische Ausrichtung (zum Beispiel die klare Betonung der digitalen Souveränität und die Verbindung von Wirtschaftspolitik mit Sicherheit sowie gesellschaftlichen Teilhabemodalitäten) auch die Weichen für zukünftige geopolitische und ökonomische Entwicklungen stellt. 

Zentralisierung von Aufgaben, Zuständigkeiten und Bürokratieabbau

Das Digitalministerium soll die digitalpolitischen Aufgaben zentralisieren, um Abstimmungsprozesse zu verkürzen und Verantwortlichkeiten zu klären. Es strebt an, Verwaltungsleistungen vollständig digital anzubieten, um Bürokratie abzubauen und den Zugang zu staatlichen Diensten zu erleichtern. Zudem plant es, die digitale Infrastruktur durch Investitionen in Breitbandnetze und IT-Sicherheit zu stärken, um Deutschland international wettbewerbsfähig zu machen. Im Folgenden werden die Ausführungen zum Digitalministerium aus dem Koalitionsvertrag näher betrachtet.  

Die Hauptziele des neuen Digitalministeriums lassen sich in mehrere Kernaufträge zusammenfassen, die darauf abzielen, die digitale Transformation in Deutschland kollektiv und effizient zu steuern: 

1. Zentralisierung der digitalen Steuerung und klare Zuständigkeiten

Bislang waren digitalpolitische Aufgaben über mehrere Ressorts verteilt – was häufig zu langwierigen Abstimmungsprozessen und unklaren Verantwortlichkeiten geführt hat. Das Digitalministerium soll diese Dezentralisierung überwinden, indem es sämtliche digitalpolitischen Themen bündelt und als zentrale Schaltstelle agiert. Damit sollen nicht nur Projekte gezielter vorangetrieben werden, sondern auch Kompetenzkonflikte minimiert werden. 

2. Digitalisierung der Verwaltung und Bürokratieabbau

Ein zentrales Ziel ist es, Verwaltungsleistungen komplett digital anzubieten – etwa durch die konsequente Umsetzung des „Digital-Only & Once-Only“-Prinzips. Dadurch sollen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen künftig ihre Daten nur einmal angeben müssen. Diese Maßnahme soll den Zugang zu staatlichen Leistungen vereinfachen und den bürokratischen Aufwand massiv reduzieren. 

3. Ausbau der digitalen Infrastruktur und Förderung der IT-Sicherheit 

Um Deutschland auf dem internationalen Parkett als digitalen Standort zu stärken, sind massive Investitionen in den Ausbau von Breitbandnetzen, insbesondere Glasfaser und flächendeckendes 5G, vorgesehen. Gleichzeitig will das Ministerium die IT-Sicherheit erhöhen, sodass kritische Infrastrukturen und digitale Dienste besser vor Cyberbedrohungen geschützt werden.

4. Förderung von Schlüsseltechnologien und digitaler Souveränität

Das Digitalministerium möchte Deutschland auch als Standort für Innovationen etablieren – dazu zählen etwa Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Computing und andere zukunftsweisende Technologien. Ein zentrales Anliegen besteht darin, die digitale Souveränität zu stärken und die Abhängigkeit von ausländischen Technologien zu reduzieren. Damit wird zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft gefördert.

Diese Zielsetzungen sind als grundlegender Fahrplan gedacht, um Deutschland nicht nur administrativ digital zu modernisieren, sondern auch strukturell für zukünftige Herausforderungen und Chancen der digitalen Welt stark aufzustellen.

Schlüsseltechnologien stärken für eine technologische Souveränität

Am Schluss dieser Betrachtung eines Ausschnitts der Ausführungen im Koalitionsvertrag soll noch der Blick darauf geworfen werden, welche Schlüsseltechnologien besonders gefördert werden. 

Im Koalitionsvertrag sowie in begleitenden Förderprogrammen – wie dem BMBF-Rahmenprogramm „Forschung und Innovation für Technologische Souveränität 2030 (FITS2030)“ – wird hervorgehoben, dass Deutschland in ausgewählten Schlüsseltechnologien zukunftsweisende Investitionen tätigen will. Ziel ist es, die technologische Souveränität zu stärken und den Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Anwendungen voranzutreiben. Dabei wird zwischen digitalen und industriellen Schlüsseltechnologien unterschieden: 

1. Digitale Schlüsseltechnologien

  • Künstliche Intelligenz (KI): Förderung von Forschung und Anwendungen, um in diesem strategisch wichtigen Zukunftsmarkt führend zu sein.   
  • Software-Engineering: Verbesserung von Software-Qualität und -Sicherheit sowie der Entwicklung moderner Anwendungen.   
  • Mikroelektronik: Entwicklung eigener Halbleitertechnologien als Basis für viele digitale Innovationen.   
  • High-Performance-Computing (HPC): Aufbau von Supercomputing-Kapazitäten, die für rechenintensive Anwendungen unerlässlich sind.   
  • Kommunikationssysteme: Ausbau und Modernisierung von Netzwerkinfrastrukturen, um Datenverkehr und Vernetzung zu optimieren.   
  • Cybersicherheit: Stärkung der IT-Sicherheit, um kritische Infrastrukturen und Daten vor Angriffen zu schützen.   
  • Quantentechnologien: Vorantreiben von Quantencomputing und quantenbasierten Anwendungen, die neue Berechnungsmöglichkeiten eröffnen.   
  • Photonik: Nutzung von Licht zur Informationsübertragung und -verarbeitung, was vor allem für schnelle Datenübertragungssysteme relevant ist.

2. Industrielle Schlüsseltechnologien

  • Innovative Materialien: Entwicklung neuer Werkstoffe, die beispielsweise in der nachhaltigen Produktion oder im Leichtbau Anwendung finden.   
  • Batterietechnologien: Verbesserung und Innovation im Bereich Energiespeicher, was vor allem für die Elektromobilität und die Energiewende von Bedeutung ist.   
  • Robotik: Förderung fortschrittlicher Automatisierungstechnologien, um Produktionsprozesse zu optimieren.   
  • Industrie 4.0: Integration digitaler Technologien in die industrielle Produktion zur Schaffung intelligenter, vernetzter Fertigungssysteme. 

Diese Technologien werden intensiv gefördert, um Deutschlands Unabhängigkeit von ausländischen Technologielieferanten zu erhöhen, den wissenschaftlichen Fortschritt zu beschleunigen und den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken. Neben der direkten Forschungsförderung werden auch Rahmenbedingungen geschaffen, die den Übergang von der Laborinnovation zur industriellen Anwendung erleichtern – beispielsweise durch verbesserte Infrastruktur, bundesweite Vernetzung von Forschungseinrichtungen und enge Kooperationen zwischen Staat und Wirtschaft. 

Den gemachten Ausführungen ist zu entnehmen, dass man sich für diese Legislaturperiode ein strategisches Herangehen an die Digitalisierung vorgenommen hat und dabei der unbedingte Wille zu spüren ist, die Verwaltung zu modernisieren, sie effizienter und serviceorientierter zu machen – obwohl vieles nicht neu ist.   

Wichtig wird es sein, die im Koalitionsvertrag genannten Maßnahmen und Möglichkeiten der Digitalisierung in alle Ressorts und damit in die gesamte Bundesverwaltung zu tragen und dort mit Leben zu füllen. Ferner dafür Sorge zu tragen, dass die Länder und Kommunen an diesen Weg „andocken.“ Daher kann man gespannt darauf sein, welche Aussagen zur Digitalisierung im Hamburger Koalitionsvertrag gemacht werden. 

Quellen

- Ein Beitrag von Dr. Sebastian Saxe -

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