Diverse Teams sind oftmals erfolgreicher, das kommt langsam auch in der breiten Masse und damit in den Führungsetagen an. Heterogene Teams sind bei Gründungen erfolgreicher und das zieht sich auch bei Arbeitsteams durch.

Dr. Frederike Fritzsche


Zur Person

Dr. Frederike Fritzsche ist Tech Ambassador bei OTTO. Sie trägt #Tech-Themen von OTTO in die Öffentlichkeit und schaut sich um, welche innovativen Tech-Themen für das Unternehmen interessant sein könnten.

Eine weiteres Herzensthema von ihr ist, mehr Frauen für Tech-Berufe zu begeistern. Als Lead für die Initiative #WomenInTech | #developHER will sie Frauen und Kinder empowern und Einblicke in die Welt der IT geben. Mit weiteren Formaten, wie zum Beispiel dem Meetup Event "Programmieren mit Kindern", sollen Lehrkräfte, Eltern, Großeltern als Multiplikatoren aufgebaut werden.

Was hat Dich in den MINT-Bereich geführt und kamst Du direkt oder auf Umwegen zu deinem jetzigen Beruf?

Ich bin als Quereinsteigerin in die IT gekommen. In meiner Doktorarbeit habe ich mich allerdings intensiv mit High-Tech-Ausgründungen beschäftigt und dabei ein besonderes Interesse für innovative Technik entwickelt. Bei OTTO begann ich dann im Business Development, wechselte in die IT, weil mich die Begeisterung für ein Internet-of-Things-Projekt gepackt hat.

Wir glauben, dass es für Frauen eine gute Zeit ist, in die Tech-Branche einzusteigen - wie siehst Du das?

Ja, da bin ich absolut bei euch! Diverse Teams sind oftmals erfolgreicher, das kommt langsam auch in der breiten Masse und damit in den Führungsetagen an. Heterogene Teams sind bei Gründungen erfolgreicher und das zieht sich auch bei Arbeitsteams durch. Ich sehe einen Trend, dass viele Initiativen gegründet werden, die sich für die Aus- und Weiterbildung von Frauen in der IT einsetzen. Auch Vorreiter unter den Entscheider*innen, wie unser CIO Dr. Michael Müller Wünsch, setzen klare Zeichen. Er hat sich das Ziel gesetzt, dass 50 Prozent der neuen Stellen von Frauen besetzt werden. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir ganz früh im Kita-Alltag ansetzen müssen, Mädchen für einen Karriereweg in MINT-Berufen zu begeistern. Wenn wir hier ansetzen, wird auch der Anteil von Uni-Absolventinnen steigen.

Warum gibt es Deiner Meinung nach dennoch so wenige Frauen in der Tech-Branche?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die frühkindliche Prägung dazu geführt hat. Noch heute schauen mich einige Mütter überrascht an, wenn ich erzähle, dass ihre Tochter heute bei mir etwas „Programmieren gespielt" hat. Erzieher*innen und Lehrkräfte können als Multiplikator*innen fungieren. Sie begeistern nicht nur die Kinder, sondern auch die Kolleg*innen und bringen das Thema in das Mindset der Eltern. Jetzt spreche ich von Kindern, die stehen natürlich erst in ein paar Jahren für den Arbeitsmarkt zur Verfügung. Und die Abschlussquote der IT-Studentinnen liegt bei unter 20 Prozent. Die Tech-Branche ist aber auch im Wandel. Es ist ins Bewusstsein gerückt, dass diverse Teams wichtig sind und wertvollen Input liefern. Außerdem gibt es mittlerweile viele neue Schnittstellenberufe, die keine tiefen Programmierkenntnisse erfordern. Ich selbst war Business Ownerin und eine „API" zwischen IT und Fachbereich. IT wird in Zukunft viel mehr mit den Fachbereichen zusammenarbeiten müssen. Das ergibt wunderbare Chancen für Quereinsteigerinnen wie mich.

Welche Hürden müssen Frauen heute in ihrer Tech-Karriere überwinden?

Sie müssen sich trauen, sich einfach zu bewerben! Ich habe mich auch in der Situation wiedergefunden, auf einmal ein Tech-Team zu führen und wurde positiv überrascht. Mein Team wollte, dass ich verstehe, was sie tun und sie waren auch daran interessiert, was ich tue. Das war eine wunderbare Ergänzung der Ressourcen und ich erinnere mich immer gerne an Diskussionen darüber, ob wir outsourcen oder selber coden. Und ja, mit der Business-Perspektive kann ein wertvoller Beitrag geleistet werden.

Wer inspiriert Dich? Hast du weibliche Vorbilder?

Das ist schwierig zu sagen, ich bewundere nicht genau diese eine Frau. Es gibt so viele unglaublich tolle Frauen und ich bewundere jede, die es schafft, Karriere und Privatleben in Einklang zu bringen. Aber ganz besonders geprägt haben mich natürlich meine beiden persönlichen berufstätigen Role model: meine Mutter und meine Großmutter.

Vorbilder sind meiner Meinung nach einer der stärksten Faktoren für die Entscheidung, in der IT zu arbeiten.

Auch wenn es schon viele Role models gibt, müssen Frauen aus der Tech-Branche ihre eigenen Stories in die Welt tragen. Der klassische Tech-Bereich hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, so dass es möglich geworden ist, als Quereinsteigerin in der IT sehr gut Fuß zu fassen. Ich kenne viele wunderbare Beispiele dafür in meinem persönlichen Arbeitsumfeld. Frauen, die von ihrem Job im Tech-Bereich erzählen, tragen stark dazu bei, das veraltete Bild von Tech-Berufen abzubauen immer in der Hoffnung, mehr junge Frauen für eine Karriere in der IT zu begeistern.


Welche Tipps und Tricks empfiehlst Du und gibt es Fortbildungen / Workshops / Unterstützungsangebote, die Du empfehlen kannst?

Ich würde allen raten: Schaut in eine der vielen Initiativen rein, die angeboten werden. Unsere develop<HER> ist zum Beispiel ein Event-basiertes Bildungsformat, bei dem ein reger Austausch stattfindet, weil wir einen sicheren Rahmen für Austausch auf Augenhöhe gewährleisten. Ziel ist, Frauen mit Hilfe von Sessions oder Keynotes den Zugang zur Tech-Welt zu vereinfachen, Barrieren abzubauen und ihre Potenziale zu entdecken. Und vielleicht auch für einen Werdegang in die IT zu begeistern. Dabei werden nicht nur Mitarbeiterinnen des Unternehmens angesprochen – das Event steht grundsätzlich jeder interessierten Frau offen, ganz gleich, welchen fachlichen Background sie hat. Im Rahmen der Frauenquote in der IT lassen wir auch Männer zu. Wir schaffen den Einstieg in das Thema und helfen, Hürden abzubauen.

Danke, dass Du dir für unser Interview die Zeit genommen hast!


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