19. Juli 2022

DroneMasters-Meetup: Einblicke in Nachwuchs-Förderung für die wachsende Branche

Es war tatsächlich eine „volle Drohnung“ an Informationen und Impressionen, die die rund 60 Teilnehmer:innen des 64. DroneMasters-Meetup angekündigt bekamen und erlebt haben: Die Berliner Unternehmensgruppe, die als Projektentwickler, Event-Veranstalter und Nachwuchsförderer Vieles für die „Beschleunigung der vertikalen Mobilität“ tut, hatte zu einem spannenden Set an Kurzvorträgen auf den Innovationscampus homePORT der Hamburg Port Authority (HPA) eingeladen. Kooperationspartner: The Interface Society und das Drohnennetzwerk Windrove von Hamburg Aviation.

Praxis im Fokus: Den Jugendlichen werden Grundlagen der Luftfahrt vermittelt

Es ging gleich los mit einem Einblick in die Praxis – zwei Schüler zeigten wegen des starken Windes draußen im Inneren des homePORT-Container-Ensembles, was sie im Ferienkurs der DroneMaster Academy konkret gelernt haben: Die vor Ort stattfindenden drei Kurse in den Sommerferien, deren Plätze teilweise von der Interface Society gesponsort wurden, vermitteln den Jugendlichen die Grundlagen von Luftfahrt und der Drohnen-Technik, das Fliegen am Simulator, auf Sicht, mit Videobrille und im Freien – außerdem geben die erfahrenen Trainer:innen und Coaches eine Einführung ins Programmieren von Drohnenflügen und sorgen für den sicheren Umgang mit den Fluggeräten. DroneMasters-Academy-Trainer und Mitgründer Branko May Trinkwald berichtete stolz, dass bereits 3.500 Kinder an Kursen seiner Academy teilgenommen hätten. Marius Eschen vom homePORT Hamburg und Product Lead New Business and Partnerships bei der Hamburg Port Authority erläuterte den Teilnehmenden einige Details zum Ort und die Idee des Innovationscampus und Reallabors homePORT Hamburg im Herzen des Hamburger Hafens. Im Fokus steht die Vernetzung von Hafenwirtschaft und Tech-Akteuren, die Erprobung von innovative Produktinnovationen unter realen Bedingungen und natürlich die Begeisterung von jungen Menschen für die maritime Industrie.

DroneMasters Academy Trainer und Mitgründer Branko May Trinkwald erklärt die Details zum Drohnenflug.
DroneMasters Academy Trainer und Mitgründer Branko May Trinkwald erklärt die Details zum Drohnenflug.

Rahmenbedingungen schaffen, um Dinge ausprobieren zu können

Hamburgs Wirtschafts- und Innovationssenators Michael Westhagemann zeigte sich von dem Präsentierten und der Information begeistert, dass die Kursteilnehmer:innen auch eine Einführung ins Programmieren bekommen. Er betonte in seinem Grußwort, dass es ihm am Herzen liege, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, Dinge ausprobieren zu können: „Wir brauchen Unterstützer, nicht Verhinderer!“, forderte er.

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann fordert: Wir brauchen Unterstützer, nicht Verhinderer.
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann fordert: Wir brauchen Unterstützer, nicht Verhinderer.

Interface Society-Gründungsmitglied Bernhard Fischer-Appelt sagte in seiner Begrüßung, Drohnen seien eine wichtige Schnittstelle zwischen verschiedenen Wirtschaftsbereichen und gleichzeitig ein Fenster in die Zukunft. Als Luftfahrtstandort müsse es die Mission der Stadt sein, aus dem Thema Drohnen „etwas Großes zu machen“.

Auch Projektleiterin Christina Große-Möller vom Hamburger Drohnen-Netzwerk Windrove verwies auf die guten Möglichkeiten mit der Luftfahrtindustrie, dem Hafen und den urbanen Räumen, Drohnen-Anwendungen in Hamburg als Modellstadt zu testen: „Wenn es hier in der Stadt funktioniert, dann klappt das auch anderswo“, sagte sie mit Blick auf die vielfältigen Anforderungen für Drohnenflüge in der Hansestadt. Fachkräfte-Recruiting werde dabei immer wichtiger.

DroneMasters-Gründer und -Geschäftsführer Frank Wernecke machte die vier Vorteile von Drohnen deutlich: Eine erhebliche Reduktion der Transportzeit, flexiblere und individuellere Routen, die deutlich geringere Notwendigkeit von Infrastruktur für den Betrieb und der nachhaltige, vollelektrische Betrieb. Sein Unternehmen hat viel Erfahrung damit, „like-minded people“ zusammenzubringen, und beispielsweise einen Marathon für Industriedrohnen auf einer Trabrennbahn in Berlin veranstaltet. Neben der gesellschaftlichen Akzeptanz ist es laut Wernecke derzeit das große Thema, wer künftig die Vielzahl an Drohnen bedienen kann. In einem Projekt beteiligt sich DroneMasters daran, das Jobprofil eines Luftfahrt-Mechatronikers zu entwickeln. Es werde künftig massiv Personal gebraucht: „Alle kloppen sich gerade darum, gutes Personal zu finden.“ Deshalb nehme das Unternehmen die 12- bis 17-Jährigen in den Fokus und möchte die Begeisterung für das Drohnen-Fliegen wecken.

There is no limit to what we, as women, can accomplish

Wie mit viel Leidenschaft Mädchen für technische Berufe und Drohnen begeistert werden können, stellte Friederike Fechner von „proTechnicaleunter Beweis: Ineinem Projekt der gemeinnützigen SOPHIA.T gGmbH am Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) setzt sie sich aktiv für die Förderung von jungen Frauen im MINT-Bereich ein – unter dem Motto „There is no limit to what we, as women, can accomplish“. Sie berichtete von ihrem 11-monatigem Förderprogramm („Gap year“) für junge Frauen, die sich in Technikberufen ausprobieren möchten, unter anderem durch 16 Wochen Praktika in Unternehmen – außerdem vom fünfmonatigen schulbegleitenden Programm und der veranstalteten Drohnenakademie für Mädchen.

Dr. Phanthian Zuesongdham, bei der Hamburg Port Authority Divisionsleiterin Port Process Solution, stellte den Gästen vor, welche Arten von Drohnenservices im Hafen aufgebaut werden – auch in Zusammenarbeit mit HHLA Sky: Neben der Gebäudeinspektion und der Forschung mit autonom fahrenden Geräten zu Wasser, an Land und in der Luft soll es künftig ein „Drone as a service“ (DaaS) geben, das in den nächsten zwei Jahren Teil des intelligenten Hafeninfrastruktur-Managementsystems wird. Use Cases sind beispielsweise Lagebilder aus der Luft bei Unfällen, Überprüfungen von Liegeflächennutzungen und die Überwachung von Wegen, Straßen und anderen Flächen im 7.200 Hektar großen Hafengebiet. Diese Dienste könnten dann laut Dr. Zuesongdham auch in anderen Häfen zum Einsatz kommen.

Wie KI für Drohnen eingesetzt werden kann, um beispielsweise eine autonome Dokumentation bei gefährlichen Einsätzen zu ermöglichen, zeigte Helge Hackbarth auf. Der Executive Consultant bei Lufthansa Industry Solutions arbeitet außerdem an Möglichkeiten, autonome Indoor-Navigation von Drohnen, auch in einer Formation eines Drohnenschwarms, zu realisieren und drohnenbasierte Inspektionen künftig deutlich stärker zu automatisieren.

Wie an der Technischen Universität Berlin mit den Studierenden zum Thema Drohnen gearbeitet wird, erläuterte Prof. Dr. Maarten Uijt de Haag, dortiger Fachgebietsleiter Flugführung und Luftverkehr. Im Master „Avionics Systems or AUS“ müssen die Studierenden in einem Raum mit simulierten Stadtgebäuden Drohnenflüge planen, navigieren und Kollisionen vermeiden sowie außerdem ein Drohnenflug-Managementsystem konzipieren und entwickeln – also sehr nah dran an der künftigen Realität von sogenannten U-Spaces für den unteren Luftraum.

Dass Drohen auch wichtig dafür sind, Drohneneinsätze künftig mit gut funktionierenden Mobilfunknetzen stabil abwickeln zu können, machte Markus Engelhart, Head of Drones & Urban Air Mobility von der Beratungsfirma umlaut (Teil von Accenture), deutlich. Sein Unternehmen bietet an, die Leistungsstärke von Mobilfunknetzen mit Sensoren auf Drohnen zu messen – und hat dies zum Beispiel schon erfolgreich im Hamburger Hafen getestet.

Prof. Christian Janke, Professor der Embry-Riddle Aeronautical University und Programmkoordinator für denBachelor of Science in Unmanned Systems Applications. Er ist ehemaliger Hubschrauberführer, in der Forschung tätig und unterstützt Drohnen-Startups bei der Umsetzung – insgesamt hat er einen umfassenden Überblick. In seinem Vortrag ging er zum Abschluss erneut auf das Thema des Fachkräftemangels ein und fragte das Publikum, wer Drohnen „Designen, Bauen, Zertifizieren, Programmieren, Fliegen und Betreiben“ soll. Die Nutzung von Drohnen in der Ausbildung von Fachkräften, um Wissen in den oberen Punkten zu vermitteln, sieht er aus eigener Erfahrung sehr positiv.

Fotos: Swen Bachmann

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